So gelingt der Einstieg in den Radsport

So gelingt der Einstieg in den Radsport

5. Januar 2023 Aus Von Fabian

Lust auf Radfahren aber keine Ahnung was es alles zu beachten gibt? Nun, als erstes nicht zu viel über irgendwelche Ratgeber wie diesen Nachdenken sondern einfach raus gehen und Spaß haben. 🙂 Damit die Freude am neuen Hobby aber auch länger wie ein paar Tage währt gibt es dann doch ein paar gute Ratschläge zum Einstieg in den Radsport. Dabei ist es egal ob Mountainbike, Rennrad oder just4fun, im Grunde kommt es immer auf das selbe an.

1. Kleidung

Castelli Radhose mit Einsatz

Das wichtigste am Anfang: Wer regelmäßig Radfahren will kommt um eine vernünftige Radlerhose mit Trägern und Polsterung nicht drumherum. Es muss nicht gleich das „World Tour Profimodell“ sein, aber grade hier gilt lieber nicht am falschen Ende sparen. Gute Radhosen für den Sommer kriegt man problemlos schon für niedrige bis mittlere zweistellige Beträge. Obenrum tuts für den Anfang bei schlechtem Wetter auch die oft eh schon vorhandene Softshelljacke, der Unterschied zu richtigen atmungsaktiven Sportklamotten ist aber doch eklatant groß.


Offroad Tipp: Zusätzliche Wasserdichte „Matschhose“ drüber ziehen.


Keine Angst vor Klickpedalen, am Anfang ist jeder mal umgefallen.
Am Anfang ungewohnt aber auf Dauer auch ein absolutes Must-Have sind Klickpedale mit den dazu passenden Schuhen. Der Markt an verschiedenen Systemen ist hier inzwischen so vielfältig wie auch unübersichtlich geworden. Würde man 10 Radsportler nach ihrer Empfehlung fragen gäbe es wahrscheinlich 10 verschiedene Antworten. Grundsätzlich sinnvoll unterscheiden kann man aber zwischen Systemen für die Straße und Systemen für Offroad. Strassenklickpedale haben oft eine größere Kontaktfläche für effizientere Kraftübertragung, sind im Gelände aber schnell mit Dreck und Matsch komplett verstopft. Offroadsysteme dagegen bieten mehr Bewegungsfreiheit auf dem Rad und sind oft immun gegen Verstopfung durch Schlamm. Auf der Straße fahre ich das weit verbreitete „Look Keo System“ und auf dem Mountainbike „Shimano SPD“ Pedale.

Pedalplatten Look Keo vs Shimano SPD


Ebenfalls dazu gehört noch eine Radbrille, spätestens beim ersten Mistwetter oder der ersten Offroadtour mit spritzendem Schlamm weiß man wieso.
Obligatorisch und nicht mehr einer Diskussion wert ist auch ein vernünftiger Helm.


2. Das richtige Rad zum Einstieg in den Radsport

Aerorenner, Marathonrad, Gravelbike, Allroad-Rad oder doch eher ein Hardtail? Die Radhersteller lassen sich allerhand einfallen um neue Räder an den Mann zu bringen. Die gute Nachricht: Heutzutage muss sich niemand mehr entscheiden ob er ein Rad für die Straße oder ein Rad fürs Gelände kaufen will. Mittlerweile gibt es vor allem durch den Aufstieg des Gravelbikes und Offroad-fähiger Allroadrenner bezahlbare Räder am Markt, die im leichten Gelände so manches Hardtail stehen lassen und gleichzeitig auf der Straße, mit anderer Bereifung, durchaus wettkampftauglich sind. Der Profisport hat es mit Cyclocrossern jahrelang vorgemacht.


Aerorennräder:

Auf Aerodynamik optimierte Spezialisten. Oft etwas schwerer wie Marathonrennräder und oftmals die teuerste Baureihe eines Herstellers. Geeignet für alle die auch Rennen fahren wollen. Typische Vertreter: Trek Madone, Merida Reacto, Canyon Aeroad.


Leichtbaurennräder:

Wettkampforientierte Renner die mehr Fokus auf Gewicht wie auf Aerodynamik legen. Der Name ist etwas irreführend, der Gewichtsvorteil gegenüber anderen Gattungen liegt oft im Bereich weniger hundert Gramm. Typische Vertreter: Trek Emonda, Canyon Ultimate, Specialized Aethos.


Marathonrennräder:

Die Allrounder unter den Rennrädern: Straßenrennen, Bergetappen, Schotter, Wald- und Feldwege, alles kein Problem mehr. Moderne Marathonrenner bieten oftmals Platz für Reifenbreiten bis 35mm oder sogar noch mehr. Grade für Einsteiger, aber nicht nur, oft eine perfekte Allzweckwaffe. Typische Vertreter: Trek Domane, Canyon Endurance, Scott Speedster


Zeitfahrrennräder:

Besonders beliebt bei Triathleten oder wettkampforientierten Rennradlern für Zeitfahrwettbewerbe und deren gezielte Vorbereitung. Eher ein hochspezialisiertes Nischenprodukt wie massentaugliche Ware. Typische Vertreter: Trek Speed Cocept, Spezialized Shiv, Canyon Speedmax. Zum Einstieg in den Radsport sind diese Räder nicht geeignet.


Gravelbikes:

Eine relativ neue Radgattung, im Kern Marathonrennräder mit noch mehr Fokus auf Geländetauglichkeit. Achtung: Die hier ab Werk verbauten Übersetzungen ähneln schon eher Mountainbikes und sind oftmals viel zu dünn um auf der Straße mitzuhalten. Wer den Fokus mehr auf Asphalt legt sollte vorne mindestens eine Kettenblattkombination von 34 / 50 Zähnen fahren. Typische Vertreter: Trek Checkpoint, Canyon Grail, Canyon Grizzl, Scott Speedster Gravel. Einen ersten Überblick über die Gravelbikemodelle verschiedener Hersteller findet sich hier: https://gpx-radtouren.de/gravelbike-vergleich-2021/

Cyclocrosser:

Hochspezialisierte Offroad-Rennräder mit 33mm breiten Reifen für den Einsatz bei Cyclocross Rennen. Rahmengeometrie auf kurze sehr intensive Belastungen und das Tragen des Rades über Hindernisse ausgelegt. Die Grenzen zum Gravelbike sind allerdings fließend und nicht immer klar abgrenzbar. Typische Vertreter: Trek Crockett, Canyon Inflite, Giant TCX.


Hardtail:

Die Einstiegsdroge in die Welt der Singletrails. Fokus klar auf Gelände, hier ist die Straße nur noch notwendiges übel und Mittel zum Zweck. Typische Vertreter: Canyon Grand Canyon, Cannondale Scalpel, Giant Fathom.


Zur richtigen Größe des Rades kommt man um eine individuelle Beratung oder um das Vergleichen der Größentabellen einzelner Hersteller nicht drumherum, dafür sind die Rahmen Geometrien und Größenordnungen der einzelnen Hersteller zu individuell. Wer sportlich fahren möchte nimmt im Zweifel die kleinere, wer entspannter und rückenschonender fahren möchte die größere Rahmengröße.


3. Zubehör zum Rad

Die meisten Rennräder werden mit massentauglichen Bauteilen ausgestattet, hier gibt es oft noch persönliches Optimierungspotential durch einen anderen Lenker, Sattel, etc., notwendig ist dies für die meisten Radler aber erstmal nicht. Abgesehen davon gibt es so ein paar Dinge an Zubehör die auch zur Grundausstattung gehören:

Mini Tool Ratchet Rocket Lite von Topeak
  • Trinkflachen
  • Halterung für die Trinkflaschen
  • Satteltasche mit Ersatzschlauch oder Tubelessflickzeug
  • Werkzeug für in die Satteltasche, am besten ein gutes Multitool
  • Minipumpe oder CO2-Kartuschen für Reifenpannen
  • Tacho, am besten mit GPS für Navigation

4. Verpflegung auf dem Rad nicht unterschätzen

Ein oft unterschätztes Thema ist die Sache mit der Verpflegung. Spätestens wer auf einer langen Tour mal in einen Hungerast gekommen ist, dem wird das nicht nochmal passieren. Für den Einstieg reicht es auch einfach Wasser in den Trinkflaschen mitzunehmen, auf langen Radtouren lohnt sich meiner Meinung die Investition in ein isotonisches Getränkepulver.

Zum Futtern nehme ich persönlich seit Jahren die Corny Big Müsliriegel, nur auf langen Touren oder für Rennen würde ich auch hier spezielle Kohlenhydratgels empfehlen. Grade bei Sportlernahrung geht aber ausprobieren über studieren, was bei einem selbst gut funktioniert und vor allem was man verträgt.


5. Strava

Strava Dashboard Vennbahn Etappe 2
Strava Dashboard

“If it´s not on Strava, it didn’t happen.”

Zu Deutsch, wenn es nicht auf Strava ist, ist es nicht passiert. Strava ist DIE Plattform für Radfahrer. Egal ob „Tour de France“ Sieger, Profi, Amateur oder einfach nur Hobbyradler und Pendler, an Strava kommt keiner vorbei der seine Radfahrten tracken will. Das Unternehmen aus Kalifornien hat sich in den vergangen Jahren als zentrale Plattform im Stile eines sozialen Netzwerkes etabliert um eigene Radfahrten zu tracken, sich mit anderen Radfahrern zu Vergleichen oder zu Vernetzten. Das schöne hieran ist eben der sehr hohe Verbreitungsgrad in der Radsportwelt, auch im Profibereich. Manche Pros dürfen ihre Fahrten zwar nicht veröffentlichen, da sich daraus Daten zu Leistungsfähigkeit und Form ableiten lassen, bei vielen Fahrern, auch aus der Weltspitze, lohnt sich aber auch hier der Blick aufs Profil.


6. Einfach drauf losfahren und nicht kaputt optimieren!

Die digitale Welt hat auch vor dem Fahrrad nicht halt gemacht. Der moderne Radsport im Profibereich, aber mittlerweile auch Amateur und Hobbybereich inzwischen eine der am Meisten digitalisiertesten Sportarten überhaupt. Wattmessung, Pulsmessung, VO2Max, Laktatbildungsrate, Herzfrequenzvariabilität, Fatigue, TSS, w/kg, etc. Die Liste an Begriffen lies sich endlos erweitern. Das Internet ist voll mit Anbietern die sich darauf spezialisiert haben mit Hilfe digitaler Helfer und KI auch das letzte bisschen Leistung aus dem eigenen Körper rauszuholen. Braucht man das? Zum Einstieg in den Radsport nicht wirklich.

=> Radfahren an sich ist keine Wissenschaft, aufsteigen, losfahren und Spaß haben.