Fahrradbeleuchtung Test: Was können StVO-Lampen wirklich? Sigma Aura 80 vs Buster 2000
Die Tage werden kürzer, die Nächte werden länger und alljährlich stellt sich die Frage der passenden Beleuchtung am Drahtesel. Dabei gibt es ebenfalls sehr zuverlässig, die alljährliche Stammtischdiskussion um bessere Eignung, schlechte Gesetzeslagen und Einwände der Blendung. Mit diesem Test möchte ich hiermit ein für alle mal Klarheit schaffen was StVO konforme Beleuchtung wirklich kann, für wen sie sich eignet. Dabei geht es sowohl um den Einsatz im öffentlichen Raum, als auch beispielsweise den Renneinsatz im Dunkeln wie beim 24h Rennen auf dem Nürburgring.
Zu diesem Zwecke und um eine bessere Vergleichbarkeit zu gewährleisten treten hier die jeweiligen zwei Topmodelle des selben Herstellers gegeneinander an. In diesem Test macht es, denke ich, aufgrund der von Natur aus ungleichen Kraftverhältnisse wenig Sinn eine „10 Euro noname Lampe“ antreten zu lassen. Aus diesem Grund ist der erster Testteilnehmer die Sigma Aura 80, das Sigma Topmodell mit StVo-Siegel und somit ein würdiger Gegner. In der anderen Ringecke, ohne StVO, tritt die Sigma Buster 2000 an. Eine maximale Power von 2000 Lumen, externes Akkupack und laut Hersteller bis zu 20 Stunden Ausdauer sind eine deutliche Ansage. In Deutschland ist diese nur als HL-Version mit Halter für den Helm verfügbar, die Lenkerversion ist aufgrund der StVo hierzulande nicht erhältlich. Wer das Zusatzgewicht am Helm nicht mag, muss hier entweder eine Lenkerhalterung extern zukaufen, oder auf Onlineshops aus beispielsweise Österreich oder Italien zurückgreifen.
Testszenario:
Es ist klar, das der Sieger schon im Vorfeld feststeht, mir geht es hier darum die Unterschiede aufzuzeigen und vor allem wie groß oder klein diese wirklich sind. Gewertet wird hierbei in den folgenden Kategorien:
- Lieferumfang
- Qualität der Verarbeitung / Langlebigkeit
- Ausleuchtung im Powermodus
- Ausleuchtung im Stromsparmodus
- Leuchtdauer auf real minimal nutzbarer Stufe (Trail)
- Leuchtdauer auf real minimal nutzbarer Stufe (Wald & Feldwege)
- Leuchtdauer auf real minimal nutzbarer Stufe (Suburban & Asphalt)
Lieferumfang
Bei der Aura 80 gilt hier weniger ist mehr. Der Lieferumfang ist sehr minimalistisch. Die Lampe, das wars.
Die Buster 2000 hingegen ist hier sehr üppig ausgestattet und bietet ein breites Paket an Zubehör. Neben mitgelieferter Helm und Lenkerhalterung (nicht in DEU), findet sich dort an Zusatz auch eine Lenkerfernbedienung und ein Verlängerungskabel.
Ein nützliches Gimmick ist, das sowohl die Lampe selbst, als auch die Fernbedienung über fluoreszierende Tasten verfügen, was die Bedienung im dunkeln deutlich vereinfacht. Zusätzlich kann das Akkupack der Buster 2000, dank USB-Anschluss, während der Fahrt auch als Powerbank für Tacho oder Handy genutzt werden. Dafür gibt’s dicke 5 Sterne.
Aura 80 Bewertung: ★★★☆☆
Buster 2000 Bewertung: ★★★★★
Qualität der Verarbeitung / Langlebigkeit
Bei der Verarbeitungsqualität und der Langlebigkeit sind ebenfalls, wie erwartbar, beide Lampen auf einem hohen Niveau. Auch im Regen bei miesem Wetter sind beide Wettbewerber zuverlässig nutzbar. Die Aura 80 hat hierfür an der einzig kritischen Stelle, dem USB Strom-Anschluss, eine wasserdichte Verschlusskappe. Diese ist so stabil ausgelegt, das sie auch nach 2 Wintern intensiver Nutzung wie neu aussieht.
Der Akkupack der Buster 2000 wird über das eigens mitgelieferte Netzteil geladen. Besonders gefällt mir die extrem robusten, da überdimensionierten Steckverbindungen zwischen Lampe, Akkupack, und Ladegerät. Um die Verbindung zu lösen braucht es schon einen kleinen Kraftaufwand, losrütteln während der Fahrt absolut ausgeschlossen. Punktabzug gibt es für den mitgelieferten Lenkerhalter aus Gummi, dieser ist bei mir schon nach wenigen Monaten gerissen, das geht besser. Tipp an dieser Stelle: Die Lampe ist kompatibel mit GoPro Haltern, die Lösung ist noch besser.
Aura 80 Bewertung: ★★★★★
Buster 2000 Bewertung: ★★★★☆
Ausleuchtung im Powermodus & Stromsparmodus
An dieser Stelle spare ich mir die Bewertung mit Sternen, das wäre objektiv betrachtet unfair. Aber seht selbst:
Leuchtdauer / Akkulaufzeit auf real minimal nutzbarer Stufe (Trail)
Die StVo Leuchte ist nach einer kurzen Testfahrt über einen mir gut bekannten Singletrail in diesem Terrain, selbst auf maximaler Stufe, definitiv nicht zu empfehlen. Man sieht hier einfach viel zu wenig, vor allem hohe Wurzeln und Absätze im unmittelbarem Nahbereich werden wie Äste auf Kopfhöhe, nicht oder kaum angeleuchtet und schnell übersehen. Absolut lebensgefährlich. Die Buster 2000 ist hier hingegen zu Hause. So lange das Tempo nicht in irrwitziges Geballer ausartet, reicht hier auch die zweithöchste Stufe locker aus. Der Nahbereich ist hell erkennbar, rechts und links kommen keine Überraschungen und auch weit in der Ferne sieht man früh was auf einen zukommt. Im Powermodus ist im dichten Wald zu Bedingungen bei Tag fast kein Unterschied mehr vorhanden.
Sigma gibt die Akkulaufzeit auf zweithöchster Stufe mit 5h an, bei mir war im Winter bei 5 Crad Außentemperatur nach ca. 4 Stunden Schluss. Im Sommer ist die Laufzeit deutlich höher, beim 24h Rennen Rad am Ring, mit auch nachts immer über 12 Crad hätte ein Akku hochgerechnet knapp unter den versprochenen 5 Stunden gehalten.
Leuchtdauer / Akkulaufzeit auf real minimal nutzbarer Stufe (Wald & Feldwege)
Wer im Dunkeln maximal Waldwege oder Feldwege fährt, für den kommt so langsam auch die StVo Lampe in Betracht. Wenn die üblichen Schlaglöcher dazukommen, würde ich hier die min. 2 höchste Stufe empfehlen. In dieser liegt die Akkulaufzeit bei mir im Winter, wieder bei den 5 Crad Außentemperatur, bei realistischen 4 Stunden. Für Pendler und abgesehen von langen Grundlagenausdauereinheiten ausreichend. Die Buster 2000 kann auf diesem Terrain, je nach Tempo, bereits problemlos im Ecomodus auf niedrigster oder zweitniedrigster Stufe betrieben werden. Die Akkulaufzeit spielt hier nur noch eine untergeordnete Rolle. Auf einer 150 km langen Tour über 6,5h komplett im Dunkeln, auf niedrigster Leuchtstufe, hatte der Akku zum Schluss noch mehr wie 50% Reserve, trotz hin und wieder in höhere Stufen schalten. Wer den Akku in einer Radfahrt leer bekommt, dem gebe ich einen aus 😉
Leuchtdauer / Akkulaufzeit auf real minimal nutzbarer Stufe (Suburban & Asphalt)
Die dritte und letzte Testumgebung ist Asphalt, bzw. suburbane Gebiete. Hier ist meistens die Lichtverschmutzung so hoch, das auch die StVo Lampe auf niedrigster Stufe betrieben werden kann. In diesem Modus hält die Aura 80 je nach Außentemperatur bis zu 10 Stunden durch. Bei Wintertemperaturen gegen 0 Crad sinkt diese Akkuleistung auf ca. 7h. Die Buster 2000 hält hingegen auch bei solchen Außentemperaturen noch problemlos deutlich länger durch. Bei 4 Stunden Einheiten reicht ein Aufladen nach jeder dritten bis teilweise vierten Fahrt aus.
Test Fahrradbeleuchtung Fazit
Die Tage funzeliger StVo-Glühbirnchen mit Akkulaufzeiten von der Haustür bis zur Garage sind definitiv vorbei. Auch im für den Verkehr zugelassenen Bereich gibt es mittlerweile durchaus ernstzunehmende Angebote am Markt. Sowohl bei der Leuchtkraft, als auch Laufzeit hat sich die Technik rasant weiterentwickelt, nicht zu vergleichen mit den Zuständen noch Mitte der 2010er Jahre.
Anders sieht die Welt aus sobald der Asphalt endet und es auf unwegsamere Gelände geht. Im Wald sind die Unterschiede noch größer, durch die fehlende Ausleuchtung im Nahbereich und in der Breite werden Dinge wie in Trails hereinragende Äste schnell übersehen, hoch riskant. Hier führt an einer ordentlichen Powerlampe, wie der Buster 2000, kein Weg vorbei.
Beim Lieferumfang und der Qualität der Verarbeitung glänzen beide Lampen mit Bravour. Auch beim Thema Langlebigkeit leistet sich keiner der zwei Wettbewerber einen Patzer. Wer auch in der dunklen Jahreszeit voll durchtrainieren will oder viel pendelt kommt um eine vernünftige Investition nicht drumherum, hat dafür aber für die nächsten Jahre einen zuverlässigen Begleiter und den Kopf frei für andere Dinge.
Optimal wären wohl am Lenker befestigbare Lampen mit externem Akkupack und per Knopfdruck aktivierbarem oder deaktivierbarem StVo Modus, für die sich je nach Umgebung verändernden Anforderungen im Dunkeln. Aber wie das so ist mit eierlegenden Wollmilchsauen…
Wer auf Nummer sicher gehen will, dem würde ich nach dem Test zwei Lampen am Lenker empfehlen, eine für den Bereich der StVo und eine für alles andere.
Alle Produkttests spiegeln meine eigene unverfälschte Meinung dar. Jedes getestete Produkt wurde von mir über den regulären Handel zum vollen Kaufpreis selbst erworben.
