Mein erstes 24h Radrennen auf dem Nürburgring

Mein erstes 24h Radrennen auf dem Nürburgring

23. Juli 2022 Aus Von Fabian

Nürburgring Nordschleife, 24 Stunden Radrennen im Viererteam. Neuland für mich. Warum man vor so einem Event noch ein GCC Rennen Solo fährt? Chronische Selbstüberschätzung und spätjugendlicher Leichtsinn, den ich später noch bereuen sollte. Die Atmosphäre bei solchen Veranstaltungen ist nochmal eine andere wie bei normalen Radrennen. Bereits beim Aufbau des Zeltes entstanden die ersten Gespräche mit den umliegenden Teams und nach ein bisschen Fachgesimpel über den neusten Aerotrend entstand schnell das Gefühl der Verbrüderung gegen den übermächtigen Gegner Zeit. 24 Stunden können verdammt lange sein. Dabei fing es eigentlich ganz gut an für uns.

Stint 1 – Magenprobleme & Krampfankündigung im Oberschenkel

Während ich noch im GCC Rennen unterwegs war legten im 24h Rennen unsere ersten beiden Fahrer Markus und Christian mit stabilen Rundenzeiten um die 50 Minuten gut vor. Unser dritter Fahrer Fabian konnte hier sogar mit unter 50 Minuten noch einen draufsetzen bevor ich als Nummer vier der Startreihenfolge am Zug war. Im Nachhinein war wahrscheinlich die Pause zum drei Runden Jedermannrennen einfach zu kurz, da ich unseren Schnitt mit einer Zeit von 56 Minuten erstmal wieder nach unten zog. Im Anstieg zur hohen Acht kamen die ersten Magenprobleme und später noch Krampfankündigungen im Oberschenkel hinzu. Da hilft nur Tempo drosseln und möglichst schnell und effizient zur Wechselzone.

Stint 2 – Magenprobleme weg und muskulär wieder OK 🤟 Leistung kommt wieder

Der zweite Durchlauf lief bei unserem Team mit stabilen Rundenzeiten gegenüber dem ersten Durchlauf reibungslos durch und auch bei mir kam die Leistung nach der verdienten Pause so langsam wieder. Nach acht absolvierten Runden hatten wir uns in der Gesamtwertung wieder bis auf ca. Platz 70 vorgeschoben.

24h Rennen Realität

Stint 3 – Puls nach 5 Runden nicht mehr hochzukriegen… Zeit für Schlaf…

So langsam wird es zäh. Vor dem lang ersehnten Schlaf um 11 Uhr noch einmal auf die Strecke. Die ersten Meter rollen noch wie von selbst, mitten durch die hell erleuchtete Zeltstadt. Vorbei an auf Fahnenstangen befestigten und mit Lichterketten umwickelten historischen Stahlrennern, vorbei an verführerischen Nudelgerüchen und Partymusik in der Boxengasse. Plötzlich Stille und schier nicht endende Dunkelheit, die Nordschleife. Hier ist zu so später Stunde jeder mit sich selbst beschäftigt, Blick auf Pulsmesser und Wattanzeige. Monoton tritt um Tritt, die Streckenabschnitte fliegen vorbei. Hatzenbach runter, Schwedenkreuz hoch, Fuchsröhre runter, Adenauer Forst hoch und über Breitscheid wieder runter nach Adenau zur zweiten Touristenfahrerzufahrt. Am Anstieg zur hohen Acht wird es schwer, der Puls ist kaum noch im G2 Bereich zu halten, aber irgendwie schafft man es doch wieder nach oben. Die Hauptmotivation weiterzumachen wird bei mir endlich schlafen zu können, was mir angekommen auch nicht schwer fällt.

Stint 4 – Madone 20.000km Jubiläumstour – Leistungstief erreicht, nur noch ankommen…

3:00 Uhr in der Nacht. Der Wecker klingelt, es geht weiter. Um fast genau halb 4 kommt unser dritter Fahrer Fabian sichtlich ausgepumpt rein, die Staffelübergabe läuft fliegend… Zweiter Nachstint, das einzige was mich hat aufstehen lassen ist der Gedanke, das es den anderen Teams genauso mies geht. An der hohen Acht angekommen kommen die ersten Gedanken, warum genau man sich so etwas antut? Man könnte jetzt wie vernünftige Menschen zu Hause im warmen Bett liegen und von Blumenwiesen träumen anstatt sich hier mitten in der Nacht diesen verdammten Berg hochzuquälen. Irgendwie haben wir es als Team zu diesem Zeitpunkt bis auf Platz 50 geschafft.

Stint 5 – Ziel

Das Team

Nach meinem Nacht Stint war niemand mehr in der Lage den Staffelstab in Form einer Transpondertrinkflasche zu übernehmen, ein Doppelstint bei mir, war ebenfalls ausgeschlossen. Ofen aus. Das körperliche Limit war erreicht, nach diesem Tag sollte ich zwei Wochen krankheitsbedingt ausfallen. Gegen 6 Uhr morgens stiegen wir wieder in den Kampf ein, jeder schaffte noch einen Stint. Am Ende schafften wir es somit mit 22 Runden auf Platz 265 von knapp 500 Teams.