Garmin Edge 530 Test-Erfahrungen nach 4 Jahren
Totgesagte leben länger, vor allem die Edge 530 und 830 Serie von Garmin. Nach Garmins drei Jahresrhythmus für Produktneuheiten ist ein Nachfolger für die Dauerbrenner 530 und 830 längst überfällig.
Doch während links und rechts in der Technikwelt bereits alles auf USB-C gewechselt ist, ist in der Welt der Mittelklasse-Radcomputer aus Kansas immer noch Micro-USB Typ B der Stand der Dinge. Das soll kein Vorwurf sein, ich selbst bin begeisterter Edge 530 Nutzer, doch ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die im Mai 2019 vorgestellten Fahrradcomputer einen Nachfolger bekommen.
Höchste Zeit also nach 4 Jahren intensivster Nutzung ein Resümeé zu ziehen. Lohnt sich ein Kauf nach so langer Zeit immer noch? Sind die Geräte auch gebraucht attraktiv? Ist der Funktionsumfang und die Bedienung noch zeitgemäß? Oder lohnt es sich eher auf einen potentiellen Nachfolger zu warten?
Lieferumfang inklusive großem Zubehörpaket mit Aero-Halterung
Grade mit Blick auf die Entwicklung bei Smartphones, wo einschlägige Premium-Hersteller aus Cupertino oder Fernost inzwischen noch nicht mal mehr Ladegeräte beilegen, ist der sehr umfangreiche Lieferumfang des Garmin Edge 30 schon etwas bemerkenswertes. Enthalten ist ein umfangreiches Paket mit unter anderem jede Menge Gummis in allen Größen zur Befestigung an unterschiedliche Lenkertypen.
Ebenso mit dabei sind Ladekabel und als größte Zugabe auch noch eine Aerohalterung inklusive Montagewerkzeug für die zwei dünnen Sechskantschrauben. Bei manch anderem Hersteller teures Zubehör. Dafür gibt’s schon mal einen fetten Daumen hoch an Garmin.
An der Wertigkeit ist Garmin-typisch nicht das geringste auszusetzen. Keine Spaltmaße, top Verarbeitung und auch nach vier Jahren Nutzungsdauer mit unzähligen Betriebsstunden sehen die Tasten aus wie neu.
Einrichtung, erste Schritte und Oberfläche des Edge 530
Zur Einrichtung und vollständigen Inbetriebnahme des Fahrradtachos wird ein Smartphone und die dazugehörige „Garmin Connect“ App benötigt. Der Tacho lässt sich prinzipiell auch ohne Garmin Connect und ein dazugehöriges Garmin Konto nutzen, hat dann aber einen sehr beschränkten Funktionsumfang.
Der Anfang mit Sprache, Größe und Geschlecht ist schnell erledigt. Als nächstes fragt der Garmin nach verfügbaren Sensoren. Zur Wahl stehen „Trittfrequenz“, „Edge-Fernbedienung“, „E-Bike“, „Herzfrequenz“, „inReach“, „Licht“, „Leistung“, „Radar“, „Schaltung“, „Shimano Di2“, „Geschwindigkeit/Trittfrequenz“, „Geschwindigkeit“, „Varia Vision“ und „VIRB“.
Als nächstes fragt der Garmin Edge 530 welche Aktivitätsprofile genutzt werden sollen, die dazugehörigen Datenfelder können im Nachgang frei konfiguriert und angepasst werden. Um das Gerät voll nutzen zu können fehlt nun nur noch die Kopplung mit einem Smartphone:
Um Apps auf dem Fahrradcmputer installieren zu können benötigt man nun nur noch den Garmin eigenen Appstore „IQ Connect„. Hier finden sich unter anderem die Integrationen von Strava und komoot, aber auch MTB-spezifische Trail-Apps oder tiefergehende Trainingsanalyse-Apps. Eine Anleitung zum Verknüpfen des Strava Kontos findet sich hier: https://support.garmin.com/de-DE/?faq=4uYoMd5zEt22rg0iehnro9
Navigation mit dem Edge 530 & Komoot
Für die Streckenerstellung und Navigation empfehle ich die App komoot. Garmin und auch Strava bieten hier zwar eigene Lösungen, kommen aber meiner Meinung nicht an komoot ran. Grade in Bezug auf Drag & Drop Wegpunkte setzen, Kartenvollständigkeit auch in abgelegenen Regionen und Infos zu Beschaffenheit des Untergrundes ist komoot qualitativ sehr gut aufgestellt.
Die Karte dreht sich prinzipiell mit, diese Funktion lässt sich aber auch deaktivieren. Mit der Navigation komme ich persönlich super klar, genauer hinschauen muss man nur wenn im Wald beispielsweise drei Wege in die selbe Richtung abzweigen. Die Karte ist aber trotz des recht kleinen Displays super ablesbar. Hier arbeitet Garmin mit vernünftigem Zoom, der die Karte je nach Umgebung und eigenem Speed so unauffällig anpasst, das man es überhaupt nicht merkt. Auf einer Abfahrt in den Alpen mit Supertuck und sehr hoher Geschwindigkeit brauche ich einen anderen Kartenzoom und frühere Navigationshinweise wie auf einem technisch anspruchsvollen Trail mit engen Kurven nahe an Stehversuchen. Diesen Spagat kriegt Garmin mit den Edge Geräten sehr gut hin.
Das einzige was mich persönlich nervt ist, das sich auf einer geladenen Strecke kurz vor einer Abbiegung, der Abbiegehinweis automatisch in den Vordergrund schiebt und alles andere überblendet. In manchen Situationen, beispielsweise im Rennen ist die Streckenführung durch Absperrungen eh klar und Werte wie Puls, Watt oder Geschwindigkeit wichtiger.
Die dazugehörige Einstellung habe ich noch nicht gefunden. Wenn jemand weiß wie man das deaktiviert, so möge er sich gerne melden. 😉
Datenfelder und Infos während der Fahrt
Je nach ausgewähltem Aktivitätsprofil, also ob man eine Rennradtour, Mountainbiketour, Indoortour, etc. aufzeichnen möchte, liefert hier Garmin auf den jeweiligen Typ bereits vor zusammengestellte Datenfelder. Diese enthalten Angaben wie Geschwindigkeit, Herzfrequenz, Trittfrequenz, Navigationshinweise, Durchschnittstempo, VAM und vieles mehr. Je nach persönlichem Bedarf kann man sich hier wild seine eigene Oberfläche zusammen mixen.
Trainingsanalyse am Gerät und bei Garmin Connect
Sowohl am Gerät selbst, als auch in der „Garmin Connect“ App sind umfangreiche Analysen zu den einzelnen Trainings, als auch zum allgemeinen Gesundheits/- und Fitnesszustand einsehbar.
Nachrichten und Anrufe auf dem Rad
Der Garmin Edge 530 kann sowohl Anrufe, als auch SMS, Mails und Nachrichten von Apps wie WhatsApp oder Telegramm anzeigen. Antworten direkt über das Gerät ist auch möglich mit Hilfe vorgefertigter Standardnachrichten. Eine Telefoniefunktion mit Freisprecheinrichtung bietet das Gerät nicht, habe ich aber auch nie vermisst.
Eindruck nach vier Jahren und etwas über 2000 Betriebsstunden
Was fällt mir nach all der Zeit ein? Ein großer Negativpunkt und sehr viele positive. Mein einziger Kritikpunkt ist ein Thema, wofür Garmin eigentlich nichts kann und womit jedes technische Gerät nach ein paar Jahren zu kämpfen hat. Die Akkulaufzeit.
Geäußert hat sich die Problematik bei mir das erste mal im Winter auf sehr langen Grundlageneinheiten bei sehr niedrigen Temperaturen. Konkret hat das Gerät bei zwei bis drei Crad noch ca. sechs – sieben Stunden durchgehalten. Die Aufzeichnung (durch Belgien hier verlinkt zum Nachfahren) war noch vollständig aber zum direkten Hochladen nach dem Speichern hat der Akku nicht mehr gereicht. Im Sommer oder bei kleineren Touren hatte ich hier bisher keine Probleme. Meckern auf hohem Niveau, aber ein Punkte den man bei gebrauchten Geräten im Kopf haben sollte.
Ansonsten zeigt das Gerät praktisch keine Verschleißerscheinungen. Die Tasten fühlen sich wertig an wie am ersten Tag, nichts ist ausgeleiert und die Spaltmaße passen auch noch. Auch die Prozessorleistung hat nicht merklich nachgelassen, das Gerät fährt wie am Anfang in ca. 15 – 20 Sekunden hoch und die Navigation und Aufzeichnung laufen weiterhin flüssig.
Lohnt sich der Kauf des Garmin Edge 530 noch?
Wer einen preiswerten Fahrradcomputer aus der Mittelklasse sucht wird hier fündig. Ich persönlich bevorzuge die Bedienung mit richtigen Tasten, wer ein Modell mit Touchscreen sucht, dem empfehle ich einen Blick auf das bis auf den Bildschirm identische Modell Garmin Edge 840.
Auch gebraucht kann man den Garmin Edge 530 problemlos kaufen, am Besten darauf achten wie gut der Akku noch ist. Dieser ist nicht austauschbar. Auch der Funktionsumfang ist sehr üppig und bietet auch heute noch alles was man von einem guten GPS-Radcomputer erwartet.
Wahrscheinlich wird Garmin in den nächsten Monaten ein Nachfolgemodell veröffentlichen, weshalb hier auch gegeben falls nochmal ein Preisverfall einsetzen könnte.
